„Ein kommender Klassiker in der Behindertenliteratur
Haben Sie sich jemals gefragt, was Stottern ist, wie ein Stotterer sein unflüssiges Sprechen erlebt, was ein Stotterer erlebt und was an dem gängigen Klischee, das Komödienschreiber so gern ausnutzen, eigentlich dran ist? Marty Jezer, ein erfolgreicher US-Autor hat hier eine Art Fachbuch in Form eines Lebensberichts geschrieben, wobei die lebendigen Schilderungen von Erlebnissen und zum Teil verblüffende Einsichten des Autors für mich den Wert des Buches ausmachen. Ein Selbstzeugnis, das in eine Reihe mit 'Mein linker Fuß' von Christy Brown und 'Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte' von Oliver Sachs gehört. Eine Pflichtlektüre für alle Fachleute und solche, die es werden wollen.“
Andreas Starke, Kundenrezension bei Amazon, 31. März 2005
„... Die Erkenntnis, tatsächlich lebenslang hinter Wörtern gefangen zu sein und selbst nach vielen intensiven Sprachtherapien nicht sicher flüssig zu sprechen, konnte er erst nach Jahrzehnten der Auseinandersetzung akzeptieren. Dabei klingen an keiner Stelle Resignation oder Ressentiments gegenüber Therapeuten oder den zum Teil skurrilen therapeutischen Richtungen an, nach denen Jezer behandelt wurde. Der von der Gestalttherapie beeinflusste Autor blickt wertschätzend und mit seiner Vergangenheit versöhnt zurück. Jezer überrascht mit seinem Insider-Wissen über die vorwiegend anglo-amerikanische Therapeutenszene. Gleichzeitig dokumentiert er mit seiner Biografie die Entwicklung der Stottertherapie in den letzten fünfzig Jahren. Neben seiner persönlichen Geschichte erläutert er 'flüssig' und gut verständlich die theoretischen Hintergründe und erläutert seine fundierten Erkenntnisse sorgfältig und nachvollziehbar. ...
Seiner Biografie, die in einzigartiger Weise fundiertes theoretisches Wissen vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen reflektiert, sind viele Leser zu wünschen.“
Oranna Christmann in Die Sprachheilarbeit, Heft 6, 2005.
„... In einer abwechslungsreichen Zusammenstellung von autobiografischen Erfahrungen mit seinem Stottern und abstrahierenden Erkenntnissen und Informationen zum Stottern und zu Stottertherapien beschreibt er seinen Weg, der ihn von der Kindheit in New York über ein Journalistikstudium und Aktivitäten in der Bürgerrechtsbewegung zu seinem Leben als 'Aussteiger' und politscher Autor in der amerikanischen Provinz führte. Nebenbei gewinnt der Leser einen spannenden Einblick in die gesellschaftspolitische Entwicklung der Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung in den USA, an der sich der Autor sehr engagiert beteiligte. Die gute Lesbarkeit ist dem Umstand zu verdanken, dass Marty Jezer ein professioneller Buchautor war, der mehrere Bücher über die neuere amerikanische Geschichte geschrieben hat. Die Lebendigkeit seiner Sprache ist in der sogfältigen Übersetung ungebrochen erhalten geblieben, für die der Herausgeber ein junges Übersetzerteam der University of Westminster gewinnen konnte. Sehr lobenswert auch die Einarbeitung von deutschsprachigen Literatur- und Internetquellen. ...
Seine Erzählungen zeichnen sich durch selbstkritische Stellungnahmen aus, wodurch z.B. die Berichte über seine vielfältigen Therapieerfahrungen stets glaubhaft und ausgewogen wirken. Er bleibt auch angenehm ehrlich gegenüber seiner eigenen (durchaus erfolgreichen) Entwicklung mit dem Stottern, die er bei allen Errungenschaften nicht für abgeschlossen hielt. ...
Vor wenigen Monaten ist Marty Jezer zu früh an einer Krebserkrankung verstorben, ein großer Verlust für seine vielen stotternden Freunde. In seinem Buch lebt er glücklicherweise mit seiner Menschlichkeit und seinem klugen Realitätssinn weiter. Nun auch für den deutschsprachigen Leser - danke!“
Sebastian Freund in Der Kieselstein, Heft 9, 2005
„William Perkins, einer der führenden Stotterexperten, bekannte am Ende seines Berufslebens, angesichts bestimmter Irrtümer: 'Wir hätten es besser wissen können, wenn wir wirklich auf das gehört hätten, was uns die Stotterer sagten, und das beachtet hätten, was sie geschrieben hatten.' Hier gibt es etwas zu lesen! ...
In seinem Bericht verknüpft der Autor in einer sehr lebendigen Weise die interessanten Stationen seines Lebens, die Geschichte seines Stotterns und seine Gedanken über das Stottern und dessen Behandlung im allgemeinen. 'Ursprünglich sollte es ein Sachbuch werden', schreibt er in einem Vorwort, aber Freunde hätten ihn gedrängt, mehr persönliche Erlebnisse und Anekdoten aus seinem Leben einzufügen, als er ursprünglich geplant hatte. 'Erzähl deine Lebensgeschichte', drängten sie, und so ist ein persönlich geprägtes Fachbuch und gleichzeitig eine faszinierende Biografie entstanden.
Wem kann man nun das Buch empfehlen? Die Zeitschrift 'New York Times Sunday Book Review' kam zu dem Schluss 'If you stutter, read it!', aber das scheint mir zu kurz gegriffen. Ein Stotterer kann hier natürlich viel lernen, sich in vielem bestätigt sehen und vieles auch als Herausforderung begreifen, durch das bisherige Sicht- und Vorgehensweisen in Frage gestellt werden.
Noch wichtiger allerdings scheint es mir, dass dieses Buch von den Fachleuten gelesen wird, insbesondere von solchen, die sich für das Thema Stottern interessieren, aber selbst nicht stottern. Durch Jezers Darstellung bekommt man nicht nur einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit und die Lebenserfahrungen eines Menschen, der zeitlebens gestottert hat, weitab von allen Klischees, sondern auch eine erhellende Schilderung seiner Erlebnisse als Patient im Therapieprozess.
Mir selbst hat es besonders gut gefallen, durch Jezers Lebensbericht Einblicke zu erhalten in die Therapieszene in den USA und deren Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte. Viele der Protagonisten seiner Therapieerlebnisse, z.B. Oliver Bloodstein, William Perkins und Martin Schwartz, kenne ich persönlich, so dass diese mir - im Guten wie im Bösen - viel deutlicher werden. Jezer (Jg. 1940) und ich sind fast Altersgenossen, und so bieten sich mancherlei Vergleiche an, auch mit den deutschen Verhältnissen. ...
Als 1978 das Büchlein 'An einen Stotterer' erschien, habe ich im Nachwort die Hoffnung geäußert, dass dieses dazu beitragen wird, die Hilflosigkeit der Therapeuten angesichts der (wörtlich) 'seltsamen Welt' des Stotterers abzubauen. Werner Orthmann, damals Professor für Sprachheilpädagogik in Reutlingen, hat sich in einer Rezension für dieses 'offene Wort' bedankt, ohne dass er es allerdings gewagt hätte, sich selbst als Stotterer zu 'outen'.
Wir erhalten hier eine Fülle von zum Teil sehr intimen Einblicken in diese 'seltsame' Welt im Rahmen einer reichhaltigen und faszinierenden biografischen Darstellung, die jedenfalls in deutscher Sprache ihresgleichen sucht. Eine Pflichtlektüre für jede Logopädin und jeden Logopäden, der sich für Stottern interessiert!“
Andreas Starke in Forum Logopädie, Heft 4, 2005
„Herr Jezer beschreibt sich selbst als ein Mensch der in den späten 40-er Jahren in New York eine goldenen Kindheit erleben durfte. Er stottert sein Leben lang und seine offensichtlich der amerikanischen Oberschicht angehörende Familie hat ihm alle Therapien zugänglich gemacht, die es damals in und zum Teil auch außerhalb der USA gab. Mit Jezer kann der Leser eine sehr interessante autobiographische Reise durch die Historie der Behandlung des Stotterns von 1950 bis Heute machen. Er lernt die vielfältigen Therapieansätze des Stotterns und dahinter stehenden Theorien auf eine sehr persönliche Weise kennen. Jezer berichtet von seinen lebenslänglichen Erfahrungen, Hoffnungen und immer wieder Enttäuschungen mit der Psychoanalyse, mit Sprechhilfen, über seine Therapien bei Spezialisten, wie zum Beispiel bei Bloodstein, Schwarz, Webster, über seine Erfahrungen mit medikamentösen Ansätzen und elektronischen Sprechhilfen (Edinburgh Masker). Auch exotische Methoden wie zum Beispiel Rolfing, sich treiben lassen in einem Isoliertank, Ernährungsumstellung und Yoga werden nicht ausgelassen. Jezer gibt auch einen interessanten Einblick in die Entstehung und Nützlichkeit der Selbsthilfebewegung. Er selbst hofft nach den vielen Misserfolgen jetzt auf das ultimative Medikament und die Erkenntnisse der aktuellen neurologisch orientierten Forschung. Bis es soweit ist, empfiehlt er möglichst früh Therapie zu machen, wobei er erfreulicherweise immer wieder betont, dass sich die Angebote verbessert haben und es sich sehr lohnen kann diese auch möglichst frühzeitig zu nutzen. Er selbst propagiert vor allem auch sich in Selbsthilfegruppen zu engagieren und zu lernen mit seinem Stottern aktiv umzugehen.
Das Buch richtet sich an alle stotternden Menschen, es soll inspirieren 'für die eigene Reise zu Selbstfindung und Selbstakzeptanz'. Es soll aber auch Therapeuten, Eltern, Freunden, Partnern, Arbeitskollegen und allen interessierten Lesern 'Einsicht geben, was es bedeutet, ein stotternder Mensch zu sein' (S. 18).
Insgesamt ist das Buch sicher eine Bereicherung für jeden Betroffenen und interessierten Leser. Sehr hilfreich auch das ausführliche Personen- und Stichwortverzeichnis. Für die angehenden Therapeuten ist es eine wertvolle Erfahrung die Patientenperspektive in einer komplexen Vielschichtigkeit kennen zu lernen. Auch Eltern, Partner und weitere Bezugpersonen können das mögliche Innenleben und die alltäglichen Probleme eines schwer stotternden Menschen intensiv erfahren.
Zu Bedenken ist, dass kein ausgereifter Ratgeber erwartet werden kann. Dem Laien fällt es sicherlich schwer aus der recht unstrukturiert dargebotenen Vielfalt der Themen, wissenschaftlichen Berichten, eigenen Erfahrungen, persönlichen Meinungen und unterschiedlichsten Theorien einen 'roten Faden' für sich zu finden. Aber das ist wohl auch nicht das Ziel des Werkes. Ziel ist es - und dies kann durchaus gelingen - den Betroffenen zu ermutigen sich auf den eigenen Weg zu machen!“
Dieter Rommel in Sprache - Stimme - Gehör, Heft 29, 2005
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